23. Trotz meinen körperlichen Einschränkungen, will ich kein Bedauern. Ich will nur, dass ich von unserer Gesellschaft als Eigenständiger Mensch wahrgenommen und behandelt werde. Offenbar reicht es aber nicht, mit körperlichen Einschränkungen leben zu müssen. Nein, man muss mir noch zusätzlich Hürden in den Weg stellen. Die vergangenen zwei Monate haben Nerven gekostet und viel Geduld gefordert. Und dies auf Grund meiner körperlichen Einschränkungen, welche es mir verunmöglicht eine handschriftliche Unterschrift zu leisten. Nun scheint es, dass das Ende des Tunnels in Sicht ist. Vielleicht hat Jemand beim gelben Riesen einfach mal den Lichtschalter betätigt, um so Licht in die Sache zu bringen. Auch wenn es Kraft gekostet hat, so bin ich froh, dass ich nicht aufgegeben habe.
Wie ich erfahren habe, arbeitet eine Organisation, die sich für Belange von Menschen mit Behinderungen einsetzt, bereits seit einiger Zeit an einer Unterschriften-Regelung für Bankgeschäfte, Verträge usw. für Menschen mit Behinderungen. Ich hoffe sehr, dass bald eine Lösung gefunden wird und niemand mehr so einen Irrgarten durchwandern muss, wie ich, in den beiden letzten Monaten.
28. Ich habe zurzeit Mühe mit Schreiben. Mein Klickfinger streikt mal wieder. Vielleicht geht es Morgen besser. Ich schreibe eben immer noch lieber mit den Fingern als mit den Augen.
29. Seit ca. einem Jahr bekomme ich gegen die Spastik in meinen Fingern, alle drei Monate, Botox-Injektionen in die Unterarmmuskulatur. Die Injektionen zeigen Wirkung. Meine zur Faust eingerollten Finger lassen sich wieder besser öffnen und strecken. Nachteil, mein Klickfinger hat durch die geringere Spastik, an Kraft eingebüsst. Wenn mir die Krankheit, wie jetzt gerade, weitere Einschränkungen auferlegt, dann ist es auch für mich nicht immer einfach zu akzeptieren, dass wieder ein Stück meiner Selbstständigkeit wegbricht. Dann fliesen auch bei mir schon mal Tränen. Ich weiss, dies darf ich mir auch leisten. Nun heisst es aber, wieder neuen Mut zu fassen, mich neu einzurichten und zu organisieren. Daran arbeite ich nun.
In einer Sache habe ich wieder etwas an Selbständigkeit zurückgewonnen. So kann ich mittels Rollstuhl-Joystick, die Kamera auf meinem Handy bedienen und so einfache Fotos machen. Die Positionierung und die Befestigung des Handys sind noch verbesserungsfähig. Da ich das Handy nicht bewegen kann, muss ich den Bildausschnitt mit Positionsänderungen des Rollstuhls erreichen. Auch durch Neigungsveränderungen des Rollstuhls, kann ich den Blickwinkel verändern. Man sieht mich schon mal in halb liegender Rollstuhlposition vor einer Blumenwiese oder einem Gewässer stehen. Ob für alle, die meinen Weg kreuzen, ersichtlich ist, was ich da tue, bezweifle ich. Das spielt aber auch keine Rolle. Ich freue mich jedes Mal und bin gespannt, wenn ich meine neu geknipsten Bilder auf dem PC anschaue und allenfalls bearbeiten kann. Das Titelbild oben ist eines meiner Neusten. Musste ganz schön nahe ans Wasser fahren. Ich finde, es hat sich gelohnt.
